STADT IM WANDEL: HISTORISCH
THORN, NIEDERLANDE



Im 10. Jahrhundert wurde hier eine Abtei gegründet, zu der auch die 992 erbaute romanische Abteikirche gehörte, welche später gotisch renoviert und mit üppiger barocker Innenausstattung versehen wurde.
Aus dieser Abtei entstand ein weltliches Stift,
ein Orden ohne Gelübde, der nur reichen Damen aus dem Hochadel offen stand, die dort eine gute Erziehung erhielten. Heiratswillige Ordensdamen wohnten außerhalb der Klostermauern.

Zur gleichen Zeit entstand als Frauenstift das Stift Essen, die Keimzelle der Stadt Essen. Mehrere Äbtissinnen waren gleichzeitig Vorsteherinnen des Stifts Essen.
Die Stiftskirche, das Essener Münster, dient heute als Kathedrale dem Ruhrbistum Essen. Die Parochie van de Abdijkerk H. Michaël Thorn unterhält auch heute noch enge Kontakte zum Ruhrbistum Essen: Die einstige Essener Fürstäbtissin war auch Fürstäbtissin von Thorn.

Bis ins 17. Jahrhundert ließen sich viele von ihnen eigene Häuser bauen, die zu einem großen Teil heute noch erhalten sind. Die ganze Altstadt ist mit Steinen aus der Maas gepflastert, angeblich, um die kostbaren Röcke der Stiftsdamen nicht unnötig dem Straßenschmutz auszusetzen. Dieses Stift machte Thorn zu einer wohlhabenden Stadt und war über 800 Jahre Zentrum eines von den Äbtissinnen regierten Fürstentums. Das „Land von Thorn“ hatte zeitweilig sogar eigene Münzen.

1794 marschierten französische Truppen ein, konfiszierten das Stift und beendeten so die Jahrhunderte dauernde weibliche Herrschaft.
Vor der Besichtigung der Abdijkerk führte uns Joop Dankbaar, Mitglied der katholischen Gemeinde, in das städtische Seniorenheim und zeigte uns dort stolz den kleinen Altar des interreligiösen Gebetsraums, der in den Niederlanden heute zum gesetzlich vorgeschriebenen Raumangebot einer solchen Neubauanlage zählt. Der Altar ist wie die Lichtinstallation aus den Symbolen der drei Abrahamreligionen gebildet.
Abdijkerk Thorn.
Joop Dankbaar und Birgit Ant-Troegel.
Die von den Franzosen eingeführte Fenstersteuer, die sich nach der Größe der Fenster bemaß, zwang die Thorner zum Umbau ihrer Häuser. Sie verwendeten dazu die Steine der alten Abtei.
Um die unterschiedlichen Größen der Steine zu kaschieren, übertünchten die Thorner die Mauern ihrer Häuser mit weißem Kalk. Dies trug Thorn den Namen „Die weiße Stadt“ ein.

Die gesamte Altstadt Thorns, eine Touristenattraktion, steht unter Denkmalschutz.